Troubleshooting für die ARGE Rhone Brücken Raron


Im Februar 2003 wurde ich vom Geschäftsführer der Ed. Züblin AG zitiert. Er verlangte von mir, dass ich als Baustellenchef das Projekt Raron übernehmen soll. Ich sagte nicht zu, sondern bat um Bedenkzeit, ich wollte die Situation vor Ort ausloten. Am 20. Februar besuchte ich zusammen mit Heinz Schürer die Baustelle Raron, wo der Baustellenchef Bruno Saller uns die Baustelle, das Vorschubgerüst der Fa. Stac und das Umfeld zeigte. Vorgängig sandte ich ihm einige Fragen die wir dann besprachen. Sehr schnell wurde mir klar, dass die Probleme der Baustelle mit der Führung wenig zu tun hatten, sondern mit der Person des damaligen Chefbauleiters. Zudem führte eine mangelhafte Kommunikation zwischen Vertretern von Fachdiensten der SBB und BLS zu grossen Problemen. Die schlechte Stimmung war überall bemerkbar, ein klares Symptom bei Projekten die harzen. Raron harzte und klemmte und wie!

Der Rückstand auf das vertragliche Bauprogramm betrug fünfviertel Jahre und Ende Dezember 2003, also noch im gleichen Jahr, neun Monate später, sollte die Südbrücke im Rohbau fertig erstellt, und der ganze Rückstand kompensiert sein. Jeder vernünftige Mensch hätte diesen Job nicht angenommen, mich reizte aber seit jeher das Spezielle. So formulierte ich Bedingungen für mein Engagement, was nicht unbedingt eitel Freude in der Teppichetage erzeugte. Da sie aber, in Mangel von Alternativen im Kader keine wirklichen Kandidaten hatten, willigten sie ein. Ich schätze die Kosten für die Beschleunigungsmassnahmen (zusätzliches Personal, Material, Inventar und Fremdleistungen), die Begleitung des Büro Schürers für die Planung von zusätzlichen Gerüsten und sonstigen Leistungen. Dazu verlangte ich die alleinige Entscheidungsgewalt als technischer Leiter des Projektes vor Ort.

Ich bekam freie Hand! Mir war klar, der Baustellenchef musste bleiben, er war das technische Hirn der bisherigen Ausführung und des Vorschubgerüstes!
Drei Beschleunigungskonzepte wurden an der nächsten Bausitzung vorgestellt. Natürlich liess ich klar erkennen, welches Konzept erfolgsversprechend sei. Dem Chefbauleiter gefiel das nicht, dafür dem Abschnittsleiter Elmar Lammbrigger von der BLS AlpTransit. Er wollte, dass die Umsetzung mit meiner bevorzugten Lösung unverzüglich eingeleitet werde und, was wichtig war, er zauberte in der Person von Röbi Rümmele einen neuen Chefbauleiter aus dem Ärmel hervor, eine Persönlichkeit, die es gewohnt war lösungsorientiert zu arbeiten.

Die Dynamik, die sich schnell um alle Beteiligten bildete war einfach genial. Technische Aspekte im Zusammenhang einer zweigeteilten Ausführung der Brücke, wurden mit dem Projektverfasser des Überbaus «en passant» gelöst. Auf dieser Basis erstellte ich ein detailliertes Bauprogramm mit drei Wochen Betriebsferien. Diese waren dringend nötig, die Mannschaft war ob der vielen Überstunden und Nachtschichten ausgelaugt und brauchte dringend eine Verschnaufpause, aber drei Wochen? Das Programm wurde trotzdem genehmigt, vorbehältlich der Einhaltung der definierten Ziele vor den Ferien. Die Versprechungen, noch vor anfangs Sommerferien, das 1. Feld des Ostangriffs zu betonieren, das Lehrgerüst bis und mit 3. Feld, inkl. Schalung 2. Feld zu stellen hielten wir dank riesigem Effort ein. Die Bauherrschaft freute sich über die Entwicklung der Baustelle und sah, wie Termin um Termin, das Bauprogramm schlechthin, im Einklang mit der Ausführung war. Das schaffte vertrauen beim Projektleiter und bei den Brückenbauern hörte man plötzlich nichts mehr von den Problemen von Raron. Beim Aperitif vor den Sommerferien war die Stimmung aufgeheitert, wir hatten alle Termine eingehalten und die Bauherrschaft war überzeugt, dass mit diesem Elan alle vertraglichen Termine wieder real werden und das Lötschbergprojekt keine Verzögerung erhalten würde.
«Corriger la fortune», nennt das der Franzose. Nach der rechtzeitigen Vollendung der Südbrücke und ein Jahr später, der Nordbrücke, wurden die Kosten der Beschleunigungsmassnahmen mit der BLS AlpTransit einvernehmlich und fair abgehandelt.

Henry Bachmann
Technischer Leiter ARGE Rhonebrücken Raron, ab Februar 2003 - 2006

Bauherrschaft
BLS AlpTransit Rhonebrücken Raron
Bau 2000 – 2006 Nordbrücke 554 m, Südbrücke 817 m

Literatur:
Lötschberg-Basistunnel
Von der Idee zum Durchschlag

 

Soll-Ist Vergleich mit grafischer Analyse

 

Soll-Ist Vergleich Submission/Ausführung

 

Soll-Ist Vergleich Bauprogramm

 

Effektives Lichtraumprofil Lehrgerüst

 

Ursache und Wirkung aus der Submission

 

Varianten möglicher Bauvorgänge Tabelle

 

Beschleunigungskonzept

 

Ablaufschema Nord-Süd Grundrisse

 

Ablaufschema Nord-Süd Schnitte

 

Ausgeführte Beschleunigungsmassnahmen

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